Mailand scheint trotz der vielen geschichtsträchtigen Gebäude sehr modern zu sein und heißt Veganer herzlich willkommen.

Janine und Sven von veganes Ernährungs- und Fitnesscoaching waren kürzlich in der italienischen Metropole und teilen ihr Reisetagebuch hier mit uns. Vielen Dank für diesen wunderbaren Gastbeitrag und die tollen Fotos, es sieht so aus, als würden wir auch sehr bald nach Mailand reisen.

Seit 3 Jahren gönnen wir uns einmal jährlich eine Städtereise zu zweit oder mit Freunden übers Wochenende. Einfach mal 2-3 Tage eine neue Stadt erkunden, die gemeinsame Zeit als Paar genießen und dem stressigen Alltag als berufstätige Eltern entfliehen. Dieses Jahr fiel unsere Wahl auf Mailand. Wir wollten den Kurztrip mit Svens Geburtstag im Oktober kombinieren und möglichst noch ein paar warme Sonnenstrahlen vor den Wintermonaten tanken. Mailand war das perfekte Reiseziel. Temperaturen bis zu 20°C aber nur 1:45 Flugstunden von Hamburg entfernt. Wer einen 60 minütigen Transfer in Kauf nimmt, sollte Bergamo und nicht Mailand direkt anfliegen. Das reduziert die Flugkosten und bietet oftmals günstigere Reisezeiten- man will den Kurztrip ja auch zeitlich voll und ganz auskosten. Wer seinen CO² Abdruck kompensieren möchte, kann dies auf der Webseite von atmosfair tun, indem man für den entsprechend errechneten Betrag ein Klimaschutzprojekt finanziell unterstützt. Eine tolle Möglichkeit mit guten Gewissen zu reisen.

Vegan zu reisen ist ja immer so eine Sache. Daher haben wir uns angewöhnt neben dem Reiseproviant für den ersten Tag auch einige Basics bestehend aus ein paar Riegeln (z.B. von Foodloose*, CLIF Bars*), Studentenfutter*, Bananen und Trinkflaschen* mit Zitronenscheibe oder Brausetabletten (nach der Sicherheitskontrolle kann man die Flaschen wunderbar auffüllen und auch Mailand bietet einige öffentliche Trinkstationen in der Stadt). Als Reiseproviant nehmen wir gerne ein paar leckere Protein Sandwichs mit: Vollkornbrot/Brötchen oder Baguette mit Avocado, Sprossen, Räuchertofu oder geräucherter Tempeh mit etwas Salat und Champignons. Mehr braucht das gesunde Veganerherz nicht. Schon hat man seinen Nährstoffbedarf nicht gleich am ersten Tag torpediert und ist wunderbar satt bis zum Hotel. Was bei unserem Hotel auch bitter nötig war- aber dazu später mehr…

Die Wettervorhersage war herrlich (20°C-23°C), allerdings überforderte sie uns auch ein wenig beim Koffer packen. Raus aus dem regnerischen grauen Hamburg bei 13°C Tagestoptemperatur, ab ins warme Mailand wo wir die morgendlichen und abendlichen Temperaturen überhaupt nicht einschätzen konnten und natürlich auch zumindest ein wenig dem Mailänder-chic entsprechen wollten.  Lagenlook und bequemes Schuhwerk lautete die Devise- und das war goldrichtig.

Nachdem wir am Mailänder Hauptbahnhof angekommen waren entschieden wir uns, den Weg zum Hotel (7,6 km) mit einem Spaziergang zu verbinden. Schließlich saßen wir ein paar Stunden und das Wetter war wie angekündigt traumhaft. Unser Hotel lag etwas außerhalb im Bezirk Garegnano. So lernten wir schon einmal China Town kennen und waren erstaunt wie groß diese Ecke in Mailand ist.

Der Weg zog sich allerdings ziemlich hin, besonders wenn man sich anschließend die gute Bahnverbindung anschaut.  Aber Bewegung an der frischen Luft hat ja bekanntlich noch niemandem geschadet.

Zurück in die Stadt sind wir allerdings dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und die waren jedes Mal ein Abenteuer!

Es begann an der Metrostation Villapizzone. Wir kamen uns vor, als wären wir in einem Horrorfilm gelandet. Ein vollgesprayter Tunnel führte uns bei flackernden Licht durch einen verlassenen Bahnhof. Beide Ticketautomaten waren kaputt und wir waren sehr froh, als wir 2 Bahnmitarbeiter trafen. Diese ließen uns durch den Rollstuhleingang in den gesicherten Bereich und vermittelten uns an einer anderen Station Tickets zu kaufen.

Am ersten Nachmittag spazierten wir also einfach ein bisschen in der Innenstadt und den Nebenstraßen rum. Die Shoppingmeile ist riesig- und extrem voll. Es lohnt sich definitiv auch die Seitenstraßen nicht außer Acht zu lassen, hier entdeckt man schöne kleine Gassen und tolle Architektur.

Food

Als der Hunger kam, steuerten wir das Mantra Raw Vegan an. Das Restaurant hat super Kritiken und roh-vegane Küche stand bei uns schon länger auf der Wunschliste. Wir bestellten einmal ein Gericht namens GNOK (Kürbisgnocchies mit Pilzen und Zitronensoße) und ein Gericht mit dem fantasievollen Namen TELL SAN (Kokosnuss- Ananas Ravioli mit Sesamspinat an Lemonengrasschaum). Dazu ein leckeres Glas veganen Rotwein (Nero d’Avola IGP di Marilina Paternò). Das Ambiente war schlicht und puristisch- Das Essen ein Gedicht. Aber die Portionen ähnelten einem 5- Sterne Restaurant. Für Frauen mag die Menge noch in Ordnung sein, ich war satt ohne voll zu sein. Aber der arme Sven, der wirklich Hunger hatte, musste anschließend im Hotel noch eine Packung Studentenfutter essen um nicht hungrig ins Bett zu gehen. Dennoch empfehlen wir dieses Restaurant jedem, der Wert auf eine sehr gute Küche legt und sich kulinarisch begeistern lassen möchte.

Mantra Raw Vegan, Via Panfilo Castaldi, 21

Am nächsten Morgen kam der erste vegane Schock beim Frühstück im Hilton Hotel: Nachdem wir vorab schon vegane Frühstücksvarianten anfragten und uns zurück gemeldet wurde, dass es ausreichend Cerealien, Obst und Gemüse gibt (meine Hafermilch Anfrage wurde leider nicht beantwortet und die Bitte auch nicht erfüllt) standen wir einen so unveganen Angebot gegenüber, dass unser Frühstück aus Brot mit Kräutern ein wenig Öl und geschmacklosen unreifen Tomaten, Kartoffelspalten und Birne mit Mandarine bestand. Das war leider ziemlich enttäuschend. Am Abend kauften wir einfach noch Sojajoghurt (vegane Produkte sind im Supermarkt leider verhältnismäßig teuer) und machten uns am nächsten Morgen mit dem Joghurt ein leckeres Müsli- selbst ist der Veganer!

Dann ging das Abenteuer öffentliche Verkehrsmittel weiter. Wir wollten mit der Straßenbahn in die Stadt fahren, um noch ein wenig mehr von der Stadt zu sehen. An der Haltestelle gab es aber weit und breit keinen Automaten, als die Straßenbahn kam, konnte uns ein netter Fahrgast (der Fahrer konnte leider kein Englisch) erklären, dass man die Tickets in einem Tabakladen um die Ecke kaufen müsste. Also liefen wir zur nächsten Busstation, um den Weg mit dem Bus zu fahren und auch hier kein Ticketautomat weit und breit. Und siehe da, neben der Busstation war der besagte Tabakladen (indem man auch die Bustickets erhält), da am Sonntag um kurz nach 9:00 Uhr leider geschlossen war. Die Zeit wurde knapp und so entschieden wir uns doch wieder zu der verlassenen Bahnstation zu rennen. Ich rate jedem sich ein Touristenticket für öffentliche Verkehrsmittel zu kaufen, um sich diesen Stress zu ersparen – vielleicht lag es auch nur an unserer Gegend.

Um nicht völlig planlos durch die Stadt zu wandeln, haben wir uns für eine geführte Fahrradtour entschieden. Geführte Touren sind ja immer so eine Sache. In großen Gruppen einem Touristenguide hinterherlaufen und dabei über speckige Kopfhörer Informationen zu erhalten, kommt bei uns nicht in Frage.

Nachdem die Wettervorhersage also bombastisch war, entschieden wir uns für die 3,5 stündige Fahrradtour. Diese Variante haben wir bereits in Barcelona gebucht und waren hellauf begeistert. Man lernt die Stadt kennen, bekommt ein Gefühl für die Wege und schont die Füße. Außerdem werden einem oftmals auch kleinere, versteckte Schätze gezeigt. So auch wieder in Mailand. Die Tour haben wir über get your guide gebucht. Auch dieses Mal hat uns die Tour nicht enttäuscht. Mit einer sehr sympathischen aus Russland stammenden Italienerin in einer äußerst multikulturellen Gruppe (neben uns 1 Pärchen aus Miami, 1 Pärchen aus Israel und 1 Frau aus Singapur) auf sehr leicht verständlichem Englisch haben wir Mailands Innenstadt auf bequemen Citybikes erkundet. Neben den typischen Attraktionen zeigte sie uns noch ein altes Nonnenkloster (wunderschöne Wandmalereien) und die von Verdi gegründete Seniorenresidenz. Als Überraschung waren wir zwischenzeitlich mitten in einen 10 km Lauf gelandet und nutzten die Wartezeit, um die lauffreudigen Italiener anzufeuern.

Food

Anschließend steuerten wir eine Filiale von Universo Vegano an und wurden sofort umgehauen. Ein rein veganes Bistro mit unglaublich leckeren Gerichten von Burgern über Foccacchio bis hin zu Reisgerichten und zauberhaften Nachtisch wird hier alles angeboten, was der Veganer begehrt. Gesundes Fast Food zu attraktiven Preisen und unglaublich freundlichen Personal. Wir waren gekommen um zu bleiben – am liebsten hätten wir uns durch die gesamte Karte gegessen. Entschieden uns dann aber für einen Burger und ein Sandwich und gönnten uns im Anschluss einen Tiramisu (Sven war im 7. Himmel) und einer kleinen Apfeltarte (hm, lecker).

Universo Vegano, Via Solferino, 41

Danach ging es weiter zum Mailänder Dom. Auch wenn wir uns aufgrund der Menschenmaßen die Besichtigung von Innen ersparte haben, waren wir doch ziemlich beeindruckt von der imposanten Erscheinung des Doms.

Da die Sonne dazu einlud, haben wir die meisten Strecken zwischen unseren Zielen zu Fuß absolviert, bequeme Turnschuhe waren unsere beliebtesten Begleiter. Die Navigli Kanäle waren unser nächstes Ziel. Bei Sonnenuntergang an den Kanälen lang zu schlendern, hier da mal die kleinen Läden anzuschauen oder ein Glas Rotwein zu trinken war die pure Lebenslust. Der Hunger ließ nicht lange auf sich warten und eigentlich wollten wir ja noch ein drittes veganes Restaurant ausprobieren, aber da sahen wir es und es war um uns geschehen- eine weitere Filiale von Universo Vegano. Also verspeisten wir noch einmal einen veganen Spinatburger, bevor wir müde und satt den Heimweg ansteuerten.

Am nächsten Morgen ging es dann wieder Richtung Bahnhof, um mit dem Bus nach Bergamo zum Flughafen anzusteuern. Auch hier entschieden wir uns, einen Teil der Strecke zu Fuß zu absolvieren, um noch einmal das Flair der Stadt aufzufangen.

Fazit: Mailand ist definitiv eine Reise wert. Die Vielfalt die Mailand bietet, ist unglaublich groß. Viele schöne Grünflächen, wundervolle Architektur, Kanäle und Gassen, in denen man sich verlaufen kann, sind nur einige Highlights von Mailand. Und als Veganer hat man eine äußerst große kulinarische Vielfalt, die wir gar nicht auskosten konnten.