Bist du auch manchmal reif für die Insel? Plötzlich bekommst du doch spontan Urlaub und dann musst du raus? Dann geht´s dir, wie uns. So schön Berlin ist, so toll ist es auch, da mal rauszukommen und irgendwo die Ruhe zu genießen. Welcher Ort ist da geeigneter, als eine ruhige Ostseeinsel zur Nachsaison…

Wir bekamen 2017 zum Tag der Deutschen Einheit tatsächlich ein paar Tage Urlaub. Da das Ganze bis zur letzten Sekunde aber nicht so ganz sicher war, haben wir über booking.com gebucht. Hier kann man bei den meisten Hotels und Ferienwohnungen ohne Gebühren bis ca. 24 Stunden vorher noch stornieren. Wir hatten uns mal wieder für ein Ferienappartement entschieden, da wir erstens unseren Hund Paul dabei haben würden und zweitens nicht wussten, wie es mit der veganen Verköstigung vor Ort aussehen würde. Eine Küche zum Selbstversorgen ist also nie eine schlechte Idee.

Die Ferienwohnung in Prora

Die Hotelanlage Solitaire liegt in Prora, zwischen Sassnitz und Binz. Obwohl hier auf den ersten Blick eine moderne und riesengroße Hotellandschaft zu sehen ist, ist dies ein geschichtsträchtiger Ort. Mehr dazu hier. Die Appartements sind alle sehr modern und voll ausgestattet. Wir haben uns sofort wohlgefühlt. Auch unser Hund war herzlich willkommen. Das Auto hat für einen Aufpreis von 10 €/Tag einen Platz im Parkhaus bekommen – daran kommt man leider nicht vorbei, es gibt sonst nämlich keine Parkmöglichkeiten.

In der Umgebung gibt es hier einiges zu entdecken:

Sassnitz – 03.10.2017

Wir starteten sofort nach der Ankunft Richtung Sassnitz in freudiger Erwartung, ein veganfreundliches Café zu besuchen. Vorab Recherche zu veganfreundlichen Spots gehört zum veganen Lifestyle wie die Pflanzenmilch! So steuerten wir also die Strandpromenade von Sassnitz, speziell das Strandhotel, an. Wir kamen zur perfekten Kaffeezeit am frühen Nachmittag dort an, was auch zu erkennen war an den vielen Besuchern im nahegelegenen Backshop. Bei herrlichem Sonnenschein wären ein Stückchen Kuchen und ein Latte Macchiato perfekt gewesen. Aber wir hatten leider kein Glück!  Wir trafen im Strandcafé zwar Personal an, aber die teilten uns nur mit, dass es nur für den Frühstücksservice des Strandhotels geöffnet hat. Ob es jemals wieder ganztags verfügbar ist, geht leider auch aus der Website nicht hervor. Schade!  Ich denke aber mal positiv und hoffe, dass es vegane Besucher ab der kommenden Saison wieder erfreut!

Sassnitz ist ansonsten sehr klein und überschaubar. Die Restaurants und Cafés, die uns bei  unserer Entdeckungstour begegneten, hatten alle keinerlei veganes Angebot. Wir kehrten Sassnitz also schnell den Rücken und fuhren wieder Richtung Prora. Im Hotel angekommen, testeten wir dafür das Q-Beach Snackbar-Café vor Ort. Hier gab es einiges an Snacks und Sojamilch Option für den Kaffee. Da sie zeitnah schließen wollten, ließ ich die zwei Latte Macchiato in Pappbecher füllen. Ich war erschrocken: 2 kleine Lattes kosteten wegen der Sojamilch mal eben 1 Euro Aufpreis und lagen damit bei je 4,80 €. Das war also der erste und letzte Kaffee im Hotel. Für diesen Aufpreis hätte ich auch gleich die ganze Packung Sojamilch mitnehmen können.

Was das Essen anging hatte ich genug Auswahl von zu Hause mitgebracht, so gab es auf die Schnelle für unsere hungrigen Mägen Spaghetti mit Pesto und anschließend einen ausgiebigen Spaziergang am Strand. Das war einer der riesengroßen Vorteile der Appartementanlage: Sie liegt wirklich direkt am Strand. Ein kurzer Fußweg durch den Garten, mit der Chipkarte des Zimmers das Tor öffnen und schon steht man mitten am Sandstrand.

Binz – 04.10.2017

Morgens haben wir erstmal den praktischen kleinen Bäcker der Hotelanlage genutzt. Hier kann man sogar „anschreiben“ lassen und muss zum Gassigang mit Hund nicht zwangsläufig Geld mitnehmen. Super Sache!

Was nicht so super war, war das Wetter. Es wurde kontinuierlich schlechter und es gab immer seltener trockene Pause zwischen dem Regen. Wir fuhren dennoch nach Binz. Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, dann ist es wichtig zu wissen, dass du um die Parkgebühren nicht herum kommst. Am günstigsten bist du noch bedient, wenn du bei EDEKA auf dem Parkplatz parkst. Kostet zwar auch, aber du zahlst erst zum Schluss, wenn du zurückkommst. Dadurch hast du keinen Zeitdruck und der Einkauf kann auch gleich noch erledigt werden. Der EDEKA ist zwar an sich recht übersichtlich, hat aber doch ein gutes pflanzliches Sortiment. Besonders viel haben wir nicht eingekauft, da wir uns ja von zu Hause gut eingedeckt hatten, aber ein paar für uns neue Sorten Alpro wurden doch eingepackt, sowie einige Snacks.

Auch Binz ist nicht besonders auf veganen Besuch eingestellt. Die Cafés bieten keine vegane Optionen an. Es gibt aber zwei Burger Restaurants, die mit Alternativen werben. Das Peter Pane und das Doldenmädel. Wir entschieden uns für das Doldenmädel. Dort gibt es zwei vegane Gerichte: Gemüsecurry und einen Burger. Currygerichte gibt es bei uns zu Hause schon recht oft, daher fiel die Wahl auf den Burger mit Pommes. Geschmacklich soweit recht gut, die Pommes waren aber das Highlight des Menüs. Sie waren besonders knusprig und echt lecker! Das Restaurant ist ziemlich groß, soll wohl an ein uriges amerikanisches Steakhouse erinnern. Zu unserer Ankunftszeit war sehr wenig los, aber abends ist der Laden sicher gut gefüllt bei der Dichte an Ferienwohnungen und Hotels direkt in Binz.

Gut gestärkt ging es dann noch an die Seebrücke Binz und den Strand entlang. Strandspaziergänge sind ja immer mein persönliches Highlight an der Ostsee – wofür kommt man auch sonst an die See?!?

Stralsund – 05.10.2017

Die ganze Nacht hatte es durchgeregnet und es war kein Ende in Sicht. Es stürmte, hellte gar nicht mehr auf – alles in allem: sehr trauriges Wetter! So entschieden wir, schon einen Tag früher als geplant abzureisen. Also packten wir alles zusammen und planten schon unseren ersten Zwischenstopp in Stralsund zu machen. Die Stadt hatte uns auf der Anreise schon von weitem so gut gefallen, dass wir uns das näher angucken wollten. Zudem lockte ein veganes Café und wo Kuchen ist, da will ich auch sein!

Wie aufregend unsere Rückreise sein sollte, war uns da aber noch nicht bewusst. Schon auf Rügen war irgendwas komisch  mit dem Verkehr. Es ging nur sehr stockend voran, einige Rettungsfahrzeuge überholten uns immer wieder und dann war plötzlich wieder alles aufgelöst ohne, dass ein Unfall oder ähnliches zu sehen war.

Angekommen in Stralsund goss es nur noch aus Eimern. So entschlossen wir kurzerhand, ein möglichst zentrales Parkhaus zu suchen mit einem besonders kurzen Weg zu unserem geplanten Zwischenstopp. Daher gibt es leider keine schönen Fotos von Stralsund, was echt schade ist. Ich habe aber auf Instagram ein tolles Profil entdeckt, das täglich nur die schönsten Fotos von Stralsund postet. Guck dir unbedingt Stralsund Passion an! Du wirst sofort losfahren wollen, wenn du noch nie zuvor dort warst.

Unser Ziel war aber das kleine Café Coffifee. Auf 14qm geht hier dein Veganerherz auf! Es gibt nicht nur ganz viel Kuchen in allen Varianten, sondern auch deftige Snacks. Dazu jede Menge fairtrade Kaffeespezialitäten und andere tolle Heiß- und Kaltgetränke. Wir wussten gar nicht, womit wir zuerst anfangen sollten. Wenn das Wetter so doof ist und man schon komplett durchnässt ankommt, braucht man ja auch immer etwas Trost für die Seele, also kamen bei dem Plausch mit der Besitzerin immer noch ein paar Kleinigkeiten dazu.

Irgendwann mussten wir dann aber auch mal wieder fair sein und anderen Gästen Platz machen, außerdem hatten wir ja noch ein Stückchen Fahrt vor uns – wie lang die werden würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sonst hätten wir wohl noch ein paar Leckereien mitgenommen! Wir hatten auf jeden Fall schon mal was läuten hören von Sturm Xavier…

Ich mache es an dieser Stelle kurz: Wir sind unbeschadet zu Hause angekommen! Aber wir hatten einen absoluten Horrortrip hinter uns. Nicht nur die zahlreichen Unfälle, die wir gesehen haben, es flog auch einiges rum, was ziemlich gefährlich war. Zudem wurden immer mehr Straßen wegen Unfällen oder umgestürzter Bäume gesperrt, so dass wir immer wieder neu gucken mussten, wie wir überhaupt nach Hause kommen sollten. Dieser Sturm hat wirklich eine Menge Schaden angerichtet. Nach gut 7 Stunden Fahrt von Stralsund nach Berlin (296 km) waren wir glücklich, unverletzt nach Hause gekommen zu sein.

Fazit

Mein persönliches Highlight war tatsächlich Stralsund auf der Rückfahrt. Da müssen wir unbedingt noch einmal bei schönerem Wetter hinfahren. Vor Rügen hat sich meine Ostsee Erfahrung auf Usedom beschränkt und ich muss sagen, dass ich es dort etwas gemütlicher finde. Alles ist total easy fußläufig erreichbar und das Auto kann während des ganzen Aufenthalts getrost stehen bleiben. Auf Rügen war das schon ein bisschen anders. Ruhiger Inselurlaub ist für mich wohl doch eher ein Urlaub ohne Auto…

Bezüglich veganer Versorgung würde ich beide Inseln gleich einschätzen: es gibt Supermärkte in denen man sich gut mit Grundnahrungsmitteln eindecken kann. Eine Ferienwohnung erscheint mir aber doch mehr als empfehlenswert, so dass man sich gut selbst versorgen kann. Vegane Alternativen in Restaurants sind noch Mangelware, liegt aber vermutlich auch an der Art der Nachfrage der Touristen, die eher gut bürgerlich/traditionell zu sein scheint.