Tatsächlich eine der schwierigsten Challenges bisher überhaupt: einen Monat mit dem Hartz4-Satz für Lebensmittel auskommen und dabei vegan und bio essen. Geht das?

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Das Vorhaben

Ich muss zugeben, ich bin schon recht blauäugig an die Sache rangegangen. Immer wieder erreichten mich via Instagram oder E-mail Anfragen, ob es denn überhaupt möglich wäre, mit dem Hartz4-Satz vegan zu leben. Ich überflog unsere letzten Kontoauszüge und stellte fest, dass wir immer so um die 400 Euro für 2 Personen monatlich für Lebensmittel ausgaben. Also war die logische Schlussfolgerung: Challenge accepted! Es kann doch nicht sein, dass vegane Ernährung bzw. eine gesundheitlich orientierte Ernährung nur denen vorbehalten wird, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügen. Vegan ist aber auch nicht gleich vegan. Für mich ist es wichtig, wenig verarbeitete Produkte zu kaufen, viel selbst zu kochen und das dann natürlich mit Bio Zutaten. Also wurde meine selbst auferlegte Challenge noch um einen Punkt ergänzt: nicht nur vegan mit wenig Geld, sondern auch bio! Geht das?

Vorab aber erst noch ein kurzer Exkurs: Ich hab hier ein paar sehr anschauliche Grafiken auf HartzIV.org gefunden, die ich mit euch teilen möchte. Für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke sind es 150,60 Euro pro Person – für zwei also 301,20 Euro. HartzVI darf aber kein Grund sein, keine gesunde, ausgewogene Ernährung realisieren zu können. Daher war es mir auch ein Herzensanliegen, das Ganze auszuprobieren und mit euch zu teilen.

März

Ende Februar beschlossen, gleich am 1. März gestartet. Aus Bequemlichkeit gehe ich ziemlich häufig zum Supermarkt in der Nähe, Discounter lasse ich meist außen vor. Das sollte jetzt bei der Challenge anders werden, denn dass der Supermarkt nicht günstig genug sein würde, das war mir schon vorher bewusst. Also rein in die Abenteuerwelt Discounter. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich positiv überrascht war.

Lidl beispielsweise hat einige ganz nette vegane Ersatzprodukte auf den Markt gebracht, ebenso hat Aldi einiges zum Grillen und bei Penny kann man immer mal wieder ein paar teuere Marken-Ersatzprodukte zum Aktionspreis ergattern.

Aber zu einer ausgewogenen, vollwertigen veganen Ernährung gehört ja hauptsächlich Gemüse und Getreide, aber auch Obst, Tofu, Nüsse und Samen – die Snacks und Ersatzprodukte spielen da eine eher untergeordnete Rolle und sind nicht zum Hauptbestandteil der Ernährung zu zählen.

Dennoch: ich habe mich durch das neu entdeckte Sortiment durchprobiert und fleißig nach Bio Obst- und Gemüse Ausschau gehalten. Am häufigsten war ich letztlich bei Aldi und Lidl unterwegs – beide haben ein ganz gutes Bio-Angebot in der Obst- und Gemüse-Abteilung. Speziell bei Lidl ist mir aufgefallen, dass das Obst und Gemüse nicht ganz so lange frisch hält, wie im Vergleich aus dem „normalen“ Supermarkt oder Biomarkt. Das ist also besser geeignet, um es schnell – am nächsten oder übernächsten Tag zu verarbeiten.

Ansonsten war ich auch gelegentlich im herkömmlichen Supermarkt unterwegs, um einige Produkte, die die Discounter nicht haben, zu kaufen. Außerdem habe ich Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte, Tofu nicht beim Discounter gekauft, ebenso wie Nussmuse. Es geht also noch viel günstiger, als meine Auflistung.

Ende März kam uns dann Corona dazwischen mit der Challenge. Da habe ich das erste Mal gedacht: das wird nix mit den 301,20 €. Nach der ganzen Toilettenpapier-Hysterie hat uns dann Ende März doch etwas die Panik gepackt, so dass wir auch losgezogen sind und nochmal einen größeren Einkauf bei Kaufland gestartet haben bei dem dann auch einige Konserven (Sachen, die problemlos im Keller monatelang lagern können), Nudeln, Pflanzendrinks und ein paar Getränke in den Wagen gewandert sind. Damit haben wir dann den Maximalbetrag gecrasht.

Das war dann der Grund, weshalb ich gleich noch den April mit drangehangen habe an die Challenge.

Kurze Erläuterung noch zu den Produktbezeichnungen: als Milchprodukte sind natürlich ausschließlich pflanzliche Alternativen für Milch, Joghurt und Sahne gemeint.

April

Im April war dann schnell klar, dass die ganze Panikmache um Corona bzgl. Lebensmittelversorgung lediglich aufgrund der zahlreichen extremen Hamsterkäufe ausgeartet ist und kein Versorgungsengpass auf uns zusteuert. Somit haben wir im April einige der gekauften Lebensmittel aus unserem Vorrat – wie Nudeln, Pesto und Pflanzenmilch Stück für Stück verbraucht.

So sind wir im April recht gut weggekommen mit der Auflistung und lagen sogar unter dem HartzVI-Satz. Dennoch, es gab noch einige Ersatzprodukte – ich muss zugeben, dass mich das selbst überrascht hat – nicht per se, dass wir Ersatzprodukte gekauft haben, denn ich war ja dabei, sondern, dass die sich doch gut summieren. Bei uns ist es meistens der Käse, der oft gekauft wird und da schlägt eine Packung schon mit 2,99 € zu Buche.

Im April ist mir auch noch besonders aufgefallen, dass mehr Snacks und Süßkram konsumiert wurden, als im März. Für mich persönlich weiß ich natürlich, woran das lag: ich hatte eine ziemlich nervenaufreibende Zeit und hab das ganz arg mit Naschen kompensiert.

Im Großen und Ganzen war es jedoch interessant zu sehen, wie viel Geld letztlich wo landet. Da waren dann im April auch wieder mehr Einkäufe im herkömmlichen Supermarkt dabei – natürlich wurde dort dann auch gleich aus Bequemlichkeit Obst und Gemüse gekauft, was einen deutlichen Unterschied zu den Produkten beim Discounter gemacht hat.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen: es ist definitiv möglich, mit dem HartzIV Satz für Lebensmittel gut vegan und bio zu leben. Ich denke, bei diesem Satz ist es immer notwendig, dass man Angebote im Auge behält und sich gelegentlich was „verkneifen“ muss und nicht so sorglos Unmengen in den Einkaufswagen schaufelt. Aber das wäre ein anderes Thema.

Die Bio Produkte, die mir im Discounter  begegnet sind, waren durchweg empfehlenswert – bis auf die teilweise kürzere Haltbarkeit – und sind somit bestens geeignet für eine bio-vegane Ernährung.

Die Getränke sind bei uns übrigens nur so gering ins Gewicht gefallen, weil das Ausnahmegetränke wie Fritz Kola oder so waren (willst du deinen Frust mit Snacks runterspülen, brauchst du eben was anderes als Wasser!). Wir trinken üblicherweise gefiltertes Leitungswasser. Das spart schon mal eine Menge Geld im Supermarkt.

Das wichtigste Learning bei der Challenge war aber – ich weiß es, aber ich mache es mir sonst zu selten bewusst – Einkaufe planen, Listen schreiben, danach einkaufen, nicht hungrig oder gefrustet zum Einkaufen gehen…

Weiteres Sparpotenzial ist in meiner Auflistung noch vorhanden bei: Ersatzprodukten, sowie Süßigkeiten und Snacks. Das sind Produkte, die man getrost von der Liste streichen könnte. Süßigkeiten und Snacks lassen sich sehr gut gesünder selbst herstellen und statt der gekauften Nuggets oder Schnitzel, kann man diese lieber mit einer Packung Tofu mehr, selbst herstellen – spart man nicht nur Geld, sondern auch jede Menge Zusatzstoffe.

Unterm Strich habe ich, wenn man die zwei Monate addiert und dann durch zwei teilt, die Challenge nicht geschafft, denn da kommen wir bei etwa 305 Euro raus. Wenn man aber die Spartipps beachtet, genau rechnet – Ersatzprodukte bei Gelüsten z.B. nur kauft, wenn diese im Angebot sind, dann kann man sehr gesund, ausgewogen vegan mit Bio-Produkten ernähren bei gerade mal 301,20 € im Monat.

Wie hat dir diese Challenge gefallen? Würde dich noch eine weitere interessieren und wenn ja, zu welchem Thema?