Berlin, nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch eine Stadt, die die Vegane Szene immer wieder aufs Neue prägt. In keiner deutschen Stadt eröffnen jährlich so viele neue vegane Restaurants, Cafés oder Bistros wie hier. Ehrlich gesagt, verlier ich hier auch langsam den Überblick – was ich aber definitiv immer mitkriege ist, wie viele leider wieder schließen. Cafés und Restaurants, die wirklich ein Gewinn waren für die Stadt, wie beispielsweise das Oh la la, wo es feinste Partisserie gab oder den Süßen Wolz, ein Café, das wirklich zum wohlfühlen eingeladen hat oder die Chaostheorie, wo es donnerstags den besten Döner der Stadt gab. Alles leider Geschichte! Ich möchte euch gerne mein Berlin vorstellen, Locations, die ich gerne besuche, die ich empfehlen kann und was man natürlich sonst noch so tun kann, außer essen.
Charlottenburg
Anfangen möchte ich mit Charlottenburg, dem traditionellen Westberliner Bezirk, der bei vielen oft den Ruf als verstaubt und antiquiert weg hat oder von anderen als ein Bezirk der Reichen betrachtet wird. Um es auf den Punkt zu bringen – alles davon stimmt – ein bisschen! Für mich ist Charlottenburg ein Stückchen Heimat. Obwohl Berlin ja „nur“ meine Wahlheimat ist, ist es doch so, dass meine Großeltern hier gelebt haben und meine Mutter auch noch hier geboren und aufgewachsen ist und das alles nur ein paar Querstraßen weiter. In meiner Kindheit waren wir mindestens 1x jährlich in den Ferien hier im Kiez, auch damals noch, als die Mauer stand. Das heißt, meine Liebe und Zugehörigkeit zu diesem ganz wundervollen Bezirk ist schon sehr, sehr alt.
Somit kann ich dir sagen, ja, Charlottenburg ist sicher etwas verstaubt an manchen Ecken, was für mich durchaus Kindheitserinnerungen weckt und die neuen Zugezogenen und Investoren machen seit einiger Zeit unsere Mieten kaputt, dennoch – solltest du Berlin besuchen – lass ein Plätzchen für Charlottenburg frei und renn nicht den anderen Touri-Schafen in die Hipster-Bezirke hinterher – glaub mir, es lohnt sich!
What to see…
Westend
Wie gesagt, Charlottenburg hat einige Schätzchen zu bieten. An einem der äußersten Zipfel beginnend liegt gleich mal die Waldbühne, die dir möglicherweise als Konzertlocation bestens bekannt sein dürfte. Direkt daneben: das Olympiastadion, auch hier finden immer wieder, neben der sportlichen Aktivitäten, auch Unmengen an Open-Airs statt. Beides erreichst du mit der S-Bahn oder der U-Bahn bis Olympiastadion. Hier lohnt sich auf jeden Fall auch ein Spaziergang, denn Westend gehört zu den grünsten Teilen des Bezirks und ist nebenbei eine wirklich schöne Wohngegend.
Für die Museumsfreunde befindet sich in dieser Gegend auch das U-Bahn-Museum (Nähe U-Bahn-Station Olympiastadion).
Nahe der S-Bahn-Stationen Heerstraße und Grunewald findest du den Teufelsberg. Ein Hügel, der aus Trümmerschutt entstanden ist und später mit Mutterboden und vielen Bäumen gestaltet wurde. Berliner nutzen diesen Hügel früher auch zum Rodeln und Skifahren, heute wird er eher von Mountainbikern, Joggern und Spaziergängern genutzt. Auf ihm steht noch eine alte US-Abhörstation, die stark verfallen ist, jedoch immer wieder als Filmkulisse dient und einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt bietet.
An der Station Messe Nord ICC (U-Bahn und S-Bahn) findest du nicht nur das älteste Messegelände Berlins, das für bedeutende internationale Messen wie die IFA oder ITB genutzt wird. Hier steht auch der Funkturm, der bis zum Mauerfall DER Aussichtsturm auf Westberliner Seite war. Hier lohnt sich immer noch ein Besuch und eine Fahrt auf die Aussichtsplattform.
Grunewald
Der Grunewald grenzt an die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf (nördlich), im westlichen und südlichen Ende am Bezirk Steglitz-Zehlendorf an. Er lädt nicht nur zu schier endlosen Spaziergängen ein, sondern beherbergt auch ein tolles Hundefreilaufgebiet und mehrere Seen, in denen du im Sommer baden gehen kannst.
Besonders schön ist es am Grunewaldsee, hier ist nicht nur um den See herum das Hundfreilaufgebiet, das sich vom Hundekehlesee über den Hundekehlefenn bis zum Grunewaldsee erstreckt. Im Grunewald ist es zwar an sich ruhig, jedoch musst du wissen, dass direkt durch dieses Waldgebiet die Autobahn A115 verläuft, parallel dazu die Bahnstrecke. Das heißt, es kann auch schon mal lauter werden.
Wenn du den Grunewald nordwestlich verlässt, befindest du dich direkt auf der Königsallee. Und du kommst am Halensee (S-Bahn Station Halensee) vorbei, an dem im Sommer auch ein Strandbad geöffnet ist und genau dort beginnt auch schon eine der legendärsten Prachtmeilen der Stadt: der Kurfürstendamm. Von Pracht ist an diesem Ende allerdings noch nicht viel zu sehen. Der Spaziergang von hier bis zur bekannten Shoppingmeile lohnt sich, denn er führt dich an einem „alten Berlin“, so wie ich es teilweise noch aus den 90ern kannte, vorbei. Du kannst aber auch ganz entspannt den Bus nehmen und dich die gut 3 km von Anfang bis Ende Kurfürstendamm fahren lassen.
City-West um Ku’damm und Co.
Tatsächlich ist der Ku’damm das, was sich die Meisten unter Charlottenburg und City-West vorstellen. Fakt ist, hier ist es auch schon fast zu Ende mit dem schönen Charlottenburg, denn kurz vor dem KaDeWe beginnt schon der Bezirk Schöneberg, so wie beim Zoologischen Garten der Bezirk Tiergarten angrenzt. Nichtsdestotrotz, die Einkaufsmeile am Kurfürstendamm oder an der Tauentzienstraße hat immer noch eine Menge Geschäfte zu bieten, leider keine mit veganen/fair produzierten Artikeln. Ein paar Lichtblicke findest du aber gelegentlich in der Mini-Mail im Bikini-Haus. Hier würde ich dir auch einen Zwischenstopp nach dem langen Fußmarsch für eine Kaffeepause oder einen Snack empfehlen. Der Food Court im Bikini-Haus hat schon einiges zu bieten, darunter befindet sich auch ein sehr gutes veganes Angebot.
Ansonsten findest du in diesem Bereich der City:
- Das Theater des Westens mit wechselndem Musical-Programm
- Die Kinos Zoopalast (für alle Blockbuster), das Delphi-Lux für OV und alternative Filme
- Das Museum für Fotografie
- Das C/O Berlin
Rund ums Schloß Charlottenburg
Das Schloß Charlottenburg ist natürlich an sich schon sehr sehenswert. Die Parkanlage lädt zu einem ausgedehnten Spaziergang ein, den du gerne bei passendem Wetter an den Liegewiesen für ein Picknick unterbrechen kannst. Auch mit dem Rad kannst du den Schlossgarten wunderbar entdecken. Hier gibt es viele Eichhörnchen, Kaninchen und hin und wieder wirst du einen Fuchs zu sehen bekommen. Das Schloß selbst solltest du bei dieser Gelegenheit auch besichtigen!
Wenn du das Schlossgelände verlässt, überquerst du nur die Straße und befindest dich direkt in der „Museen-Meile“ des Bezirks:
- Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim mit wechselnden Ausstellungen
- Museum Berggruen
- Museum Scharf-Gerstenberg
Die Schloßstraße lädt ebenfalls wieder zu einem Spaziergang bis zur nächstgelegenen U-Bahnstation ein oder du nimmst eine Tour durch den angrenzenden Danckelmann-Kiez, der unter den zahlreichen Berliner Kiezen noch einer der Schönsten geblieben ist. Die Mischung verschiedener Kulturen und Angebote, wie kleine Lebensmittelgeschäfte, Kneipen, Boutiquen, sowie Cafés, Restaurants, Kitas und Schulen zeichnen diesen Lebensraum aus. Dazu teilweise schön erhaltene Altbauten, eine alternativ genutzte ehemalige Brauerei, ein kleiner Marktplatz und schöne Innenhöfe, in die sich so manch Blick lohnt, denn hier wohnen z.B. auch ein paar Ziegen und andere Kleintiere.
Von der U-Bahn Station Sophie-Charlotte-Platz kannst du schnell in Richtung Pankow fahren, um nach zwei Stationen noch einmal einen Stopp einzulegen bei der Deutschen Oper. Neben den klassischen Aufführungen, kannst du hier auch an einer Führung teilnehmen, um etwas Opernluft zu schnuppern.
Ein Stück weiter die Bismarckstraße Richtung Ernst-Reuter-Platz hinauf, findest du etwas leichtere Kost im Schillertheater.
Food
Kommen wir zum Wichtigsten: Essen fassen! Charlottenburg-Wilmersdorf gehört sicher nicht zu den Hochburgen für vegane Ernährung, aber es beherbergt ein paar Highlights, die du durchaus mit ins Programm aufnehmen solltest.

Vaust – Braugaststätte
Allen voran und tatsächlich in ganz Berlin mein absolutes Lieblingsrestaurant ist das Vaust. Bei rustikalem Flair und Kerzenschein lässt sich auch manch Omni von der veganen Kochkunst bezirzen, denn hier gibt es noch dazu selbstgebrautes Bier und da lässt sich doch so mancher hinterm Ofen verlocken. Und wenn man dann schon da ist, kann man gleich noch eine superleckere Currywurst zum kühlen Getränk genießen. Aber das Vaust bietet noch so viel mehr: die Küche ist abwechslungsreich und gehoben, die Preise befinden sich zwar im guten Mittelfeld, dafür bekommst du aber vor dem Essen super köstliches Treberbrot mit Öl und Würzmischung serviert und ganz nebenbei den zuvorkommendsten Service der Stadt! Reservier am besten gleich einen Tisch für deinen nächsten Berlin-Besuch!
Vaust, Pestalozzistr. 8, 10625 Berlin
Attila Hildmann Vegan Food Snackbar No. 1
Über Attila Hildmann lässt sich ja streiten, er polarisiert und die einen sind seine größten Fans, die anderen können ihn gar nicht leiden. Ich gehöre sicher nicht zu seinen Fans, aber angefangen vegan zu kochen habe ich tatsächlich mit Vegan for Youth und seine Produkte wie die vegane Leberwurst gehören klar zu meinen Favoriten. In der Snackbar lohnt sich ein Zwischenstop allemal. Zum einen kannst du hier qualitativ gut essen, die Preise sind ok und ganz nebenbei gibt es einige seiner Produkte zu kaufen, die du dann als Mitbringsel von deinem Trip gut verteilen kannst oder einfach dir selbst mitbringst.
Snackbar No. 1, Schillerstr. 71, 10627 Berlin
Zen House
Die Kantstraße ist voll von asiatischen Restaurants und Bistros. Die meisten davon bieten vegane Optionen an. Wenn du aber ganz sicher gehen und nicht bei jedem Gericht nachfragen möchtest, dann empfehle ich dir einen Besuch im Zen House. Dieses Restaurant bietet komplett vegane Speisen, arbeitet hier viel mit Fleischersatzprodukten und Tofu. Fazit: Günstige, asiatische Küche.
Zen House, Kantstr. 71, 10627 Berlin
Happiness Heart Café
Das kleine Café im Wilmersdorfer Teil des Bezirks bietet kleine vegetarische und vegane Gerichte, Kuchen, Kaffee und Tee an. Es ist recht bunt gemischt, aber hier kannst du’s dir an einem kalten Wintertag richtig gemütlich machen und auch mal etwas länger verweilen. Sehr freundlicher Service und auch das eine oder andere Gespräch mit den Tischnachbarn können dich hier erwarten.
Happiness Heart Café, Güntzelstr. 22, 10717 Berlin
Hinterlasse einen Kommentar